Plötzlich
schon ein viertel Jahrhundert
Wir,
die Tschernobylkinderhilfe in Neustadt bei Coburg startete vor 25
Jahren, erst als Initiative und dann als eingetragener Verein,
initiiert durch Dieter Wolf. Damals der Wunsch, armen bedürftigen
Kindern aus den durch die Tschernobyl-Katastrophe radioaktiv
strahlungsbelasteten Gebieten zu helfen. Auch heute ist Dieter Wolf
immer noch unser Vereinsvorsitzende und ist immer noch mit seinem
ganzen Herzblut dabei.
Das
sind für unseren gemeinnützigen Verein 25 Jahre engagierter und
aufopferungsvoller Arbeit. Über 500 Kinder aus den Strahlen
belasteten Gebieten der Ukraine konnten bisher für jeweils vier
Wochen im Coburger Land einfach mal fern ab von Armut und
Entbehrungen ihre Kindheit genießen. Mit vielen Hilfstransporten und
Hilfsprojekte in einigen abgelegenen ukrainischen Dörfern konnten
wir den Menschen dort auch etwas Hilfe und Hoffnung in ihrem
beschwerlichen Alltag geben.
25
Jahren - das gibt genug Zeit für Freudiges und Trauriges, für
Erfolge und Rückschläge.
Zu
erleben, dass für fast alle eingeladenen Kinder der
Genesungsaufenthalt über unseren Verein das einschneidendste
Erlebnis ihres Lebens ist, macht auch Nachdenklich. Neben
Lebensfreude und Hoffnung nehmen die meisten Kinder auf ihrer
Heimreise auch den Vorsatz mit, aus ihrem Leben etwas zu machen und
nicht wie viele der Elterngeneration zu resignieren und gar im
Alkohol zu versumpfen. Bei späteren Treffen mit ehemaligen
Gastkinder erleben wir auch nach Jahren eine unbeschreibliche
Dankbarkeit. Solche Begegnungen bestärken aber auch, dass das
Konzept des Vereins nicht ganz verkehrt sein kann.
Uns
Vereinsmitgliedern geht das Schicksal ehemaliger Gastkinder und ihrer
Familien immer wieder nahe. Kinder in extremer Armut
und in sozial schwierigen Situationen, hier halten wir als Verein
Kontakt und versucht auch über einen längeren Zeitraum zu helfen.
Katja
aus Kiew war 1996 mit 12 Jahren, damals in Sonneberg, zum
Genesungsaufenthalt. Mit 15 Jahren war sie Vollwaise geworden.
Selber noch ein Kind, war sie in dieser Zeit bereits mit ihrem 1.
Kind schwanger. Der Kontakt mit Katja besteht nun schon 25 Jahre, die
ersten Jahre haben wir sie regelmäßig besucht und unterstützt.
Auch als sie dann Erwachsen war, riss der Kontakt nicht ab.
2002
war für uns ein sehr schlimmes Jahr. Sascha aus Kiew war in dem
Sommer unser Gastkind und ist an einer in der Ukraine nicht erkannten
Herzkrankheit bei uns verstorben. Dieter Wolf hat den Buben in einem
Kindersarg der Familie zurückgebracht. Es war das schrecklichste und
traurigste Ereignis in unserer Vereinsgeschichte. Es drohte sogar das
Vereins-Aus.
Sommer
2003 unsere Kindergruppe war nach langer Reise gut angekommen. Jedoch
war bei einem Buben, Dimitri, gleich nach der Ankunft in Neustadt der
Blinddarm geplatzt, er wurde hier erfolgreich operiert. Glück
gehabt, in der Ukraine oder unterwegs hätte es anders ausgehen
können.
Yana
aus Kiew, sie war 2005 unser Gastkind. Sie hat inzwischen,
beziehungsweise hatte, ebenfalls 3 Kinder. Ihre schwerst behinderte
Tochter Alona verstarb 2017 mit 11 Jahren. Der Ehemann hatte Yana
nach dem 3. Kind alleine gelassen. Die Familie lebt gemeinsam mit der
Großmutter in einer kleinen 1-Zimmerwohnung. Da es weder eine
Betreuungsmöglichkeit noch medizinische Versorgung für Alona gab,
haben wir Yana mit ihren Kindern über einige Jahre unterstützt.
Anna
aus Wirwa 2007 eines unserer vielen Gast- und Sorgenkinder. Ein von
Armut und Dreck gezeichnetes zu Hause und nur die Großmutter, die
sich etwas kümmert. Wir haben Anna bis zum Start ihrer
Berufsausbildung jedes Jahr einen kurzen Besuch abgestattet. Ihr
einfach gezeigt, dass wir sie nicht vergessen haben und es Menschen
gibt, denen sie wichtig ist.
2015
ist unsere Kindergruppe mit dem Bus von Kiew nach Nürnberg und
weiter nach Neustadt angereist. Der Bub Maksym ist allerdings mit
einer stark verletzen Hand in den Bus eingestiegen, ohne dass die
Mutter die Betreuer darüber informiert hat und auch der Bub hat
während der gesamten Fahrt nichts gesagt, sondern die Hand
versteckt. Erst bei der Ankunft im Pfadfinderhaus Fornbach wurden wir
auf die Verletzung und begonnene Blutvergiftung aufmerksam. Es drohte
der Verlust der Hand aber Dank der Ärzte im Landeskrankenhaus Coburg
konnte die Hand gerettet werden.
Den
seit 2012 gelähmten Sascha, auf den wir im Dorf Vysotzk aufmerksam
gemacht wurden, haben wir jedes Mal wenn wir im Dorf waren besuchen
und mit Sachspenden unterstützt. Besuch war eine der seltenen
Abwechslungen für ihn. Sascha ist inzwischen verstorben.
Wir
haben auch sehr viele, zu viele, Kinder kennen gelernt, denen wir
nicht in Ihrer Not helfen konnten. Für einen Genesungsaufenthalt
konnten die nötigen Dokumente nicht vorgelegt werden und für
Sachspenden oder gar finanzielle Unterstützung hatten wir leider
keine Vertrauensperson.
Der Gedanken an das Mädchen Julia aus
Worobji tut uns auch nach Jahren noch weh. Das Mädchen lebte mit
Ihrer Eltern, starke Alkoholiker, und Schwestern in einem
verwahrlosten, fast zerfallenen Haus im Wald. Der Anblick hatte uns
damals absolut sprachlos gemacht. Wir wollten aber konnten leider
nicht helfen.
Dann
gibt es da auch Hilferufe von Müttern von erkrankten und von stark
behinderten Kindern.
So
konnte die 13jährige Lyudmila aus Irscha, die seit vielen
Jahren an Skoliose erkrankt ist, dank der Beteiligung des Vereins an
den Operationskosten, 2018 erfolgreich operiert werden.
Ebenso
unterstützt der Verein seit 2017 die inzwischen
9jährige Khristyna aus Yysozk
bei der Finanzierung ihrer Krebsbehandlung. Nur zwei Beispiele, zwei
Kinder, denen Hoffnung auf Leben gegeben wurde.
Leider
wurden wir in den vergangenen Jahren auch mit den traurigen
Nachrichten über den Tod von ehemaligen Gastkindern und
Vereinsfreunden, die den Kampf gegen ihre Krebserkrankung erlagen,
konfrontiert.
Die
vom Verein initiierten und
finanzierten Projekte
wurden immer in Abstimmung mit dem jeweiligen Dorfrat und
Schuldirektoren geplant und bei der Umsetzung die Dorfbevölkerung
mit einbezogen. Es ist gut für die Menschen, sich auch selber
einbringen zu können.
Die Sanierung des Jugendclubs und der
Dorfschule in Fedorifka in den vergangenen Jahren sind zwei
Paradebeispiele dafür.
Es gibt aber auch Dörfer, da ist eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit leider nur auf wenige Personen
beschränkt. Korruption ist in der Ukraine immer noch ein sehr großes
Problem.
Deshalb ist auch der ständige persönlich Kontakt vor
Ort in den Dörfern wichtig. Wir möchten sicher stellen, dass
Spenden vollständig für
vorgesehene Projekte eingesetzt werden und Hilfslieferungen
ausschließlich bei den bedürftigen Menschen ankommen.
2020,
ein Jahr in dem für alle alles anders ist, auch für die
Teschnobylkinderhilfe. Der bereits vorbereitete Erholungsaufenthalt
für 20 Kinder musste abgesagt werden. Ein Jahr Planungs- und
Organisationsarbeit war umsonst und vor allem enttäuschte Kinder.
Statt Kinderlachen im Pfadfinderhaus Fornbach gab es als kleinen
Trost Spendenpakete für diese Kinder und für zwei Dörfer
Unterstützung durch Hilfsgüter sowie zwei Hilfsprojekte. So
übernahm im Dorf Fedorifka der Verein die Kosten für die
Kindergarten- und Schulspeisung für ein ganzes Schuljahr. Das
bedeutet für viele Kinder sich wenigstens einmal am Tag satt essen
zu können.
Für die Dorfschule in Visozk haben wir ein lang
ersehntes Therapiezimmer finanziert.
25
Jahre Ternobylkinderhilfe in Neustadt und wer Dieter Wolf kennt weiß,
er hat natürlich weiter Pläne für die Zukunft des Vereins mit dem
Wunsch armen bedürftigen Kindern zu helfen und er wird auch seine
Arbeit unermüdlich fortsetzen.
Der
60. Hilfstransport ist bereits auf den Weg gebracht. Zu
Ostern sollen die dringend benötigten Hilfslieferungen in den
Dörfern Visozk und Fedoriwka ankommen. Sorgen machen die immer
umfangreicher werdenden Zollformalitäten, das kostet viel
zusätzliche Kraft, Zeit und Nerven.
Ob
in diesem Jahr wieder ein Erholungsaufenthalt für die ukrainischen
Kinder hier im Coburger Land möglich sein wird, steht noch in den
Sternen. Die vorübergehende Alternative ist, den Kindern vor Ort in
ihren Dörfern zu helfen. Die Ansatzpunkte sind Kindergärten und
Schulen, Jugendclub und Bibliothek sowie die medizinische Versorgung,
um somit einigen
der leidgeprüften
Kindern mit ihren Familien in der Ukraine zu helfen und ihnen somit
auch Hoffnung und Zuversicht für ihre Zukunft zu geben.
Allein
kann ein gemeinnütziger Verein nicht bestehen. Die
Tschernobyl-Kinderhilfe e.V. Neustadt/Coburg dankt daher allen
Helfern, Freunden und Sponsoren sowie auch allen interessierten
Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die es über 25 Jahre dem Verein
ermöglicht haben, die nicht einfache Hilfe und Unterstützung für
bedürftige Strahlen belastete Kinder aus der Ukraine auszuführen.
Gerade
in der aktuellen Zeit erleben wir selber, wie wichtig es ist, für
einander da zu sein, den Schwächeren zu helfen.
Bitte
unterstützen Sie uns weiterhin bei unserer nicht leichten Arbeit!
Spendenkonto:
Sparkasse Coburg Lichtenfels,
IBAN: DE68 7835 0000 0000 3735
55, BIC: BYLADEM1COB
www.tschernobylhilfe-neustadt.com
e-mail: dieterwolf@necnet.de
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Infobrief zu
35 Jahre TSCHERNOBYL-KATASTROPHE IN DER UKRAINE und
25 Jahre TSCHERNOBYL-KINDERHILFE e.V. NEUSTADT/COBURG
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